ELGIN WILLIGERODT

schon seit vielen Jahren, spürt die gebürtige Berlinerin mit Ihren ganz eigenen, unverwechselbaren Skulpturen aus Stahl und Holz, der Frage nach: Können Skulpturen Architektur mit Tanz verbinden?
Die 50-Jährige hat sich gedanklich tief in die Themen Architektur und Tanz eingearbeitet: „Architektur bestimmt wo und wie wir gehen, Architektur rhythmisiert den Raum, setzt einen Weg-Zeit-Rhythmus fest. Tanz ist die pure lebendige Bewegung in diesem Raum, durch den sich der Körper bewegt. Architektur an sich ist statisch, entsteht durch Konstruktion, so auch Skulptur. Traditionell bildet Skulptur das Menschenbild ab, sie beinhaltet einen statischen Rhythmus. Spätestens seit dem russischen Konstruktivismus jedoch hat sich das geändert: Skulptur kann technische Konstruktion sein und nicht nur stehen oder liegen, sondern auch hängen und sich bewegen. Alle drei Optionen orientieren sich am Menschen.“
Die Skulpturen von Elgin Willigerodt bewegen sich zwischen diesen beiden Polen, zwischen Architektur und Tanz: Einerseits beziehen sie sich zeichenartig auf den abstrahierten menschlichen Körper, oder auch auf ein Paar; andererseits wiederum auf Architekturelemente wie Fenster, Tür oder Treppe – gestalterische Elemente, die die Passage von einem Raum zum nächsten markieren oder Innen- und Außenraum trennen.
Für den Bau ihrer Plastiken fügt die Künstlerin Holz- oder Eisenstangen aneinander und umschreibt hiermit „Räume der Leere“, welche als Volumen in die Plastik integriert werden.
Die stets leichten Konstruktionen heben sich durch eine starke leuchtende Farbigkeit vom Umraum ab, Innen- und Außenkanten der Vierkantstäbe werden farblich unterschiedlich gefasst. Die Form ist konstruktivistisch, die Farbe expressionistisch.
Die hängende Plastik „Trois petites notes“ z.B. ist ausgehend von einer simplen Strukturzeichnung durch Arbeiten mit Holz und Heißleim entstanden, die Willigerodt in eine komplexere dreidimensionale Konstruktion umgesetzt hat. Mit minimalsten Verstrebungen wird Stabilität erreicht, ohne die Poesie der Konstruktion zu stören.
Die Doppelplastik „Ragtime“ bildet in der Form eine stark abstrahierte Kontur einer Silhouette eines tanzenden Körpers ab, leicht überlebensgroß. Sie eignet sich gut für die Einbeziehung in eine Tanzperformance.
Das Element der Linie verwendet sie außer als Begrenzung oder Kontur von „leeren Räumen“ auch als Rahmen oder Gerüst für Kompositionen aus farbig transparenten Flächen.
Immer ist die Arbeit von Elgin Willigerodt eine Balance zwischen Streben nach Offenheit und Transparenz im Denken einerseits, und Wahrnehmen und expressionistischem Formwillen andererseits: „Wie im Tanz versuche ich in meinen Plastiken durch Leichtigkeit und Poesie die Schwerkraft und Statik zu überwinden und dem Betrachter ein lebendiges, ästhetisches Moment zu bieten.“

 

 

 

STATIONEN

  • 1969 geboren in Berlin
  • 1990-96 Kunststudium an der „Ecole supérieure des Arts Décoratifs de Strasbourg (Frankreich), Diplom
  • 1993-94 Gaststudienjahr an der HfBK Dresden
  • 2001-04 Studium der „Künstlerweiterbildung“ am Institut für Kunst-im-Kontext, UdK Berlin

KUNST IM ÖFFENTLICHEN RAUM

  • 2011 Gedenktafel Eduard Norden, Berlin-Lichterfelde
  • 2011 Wasserspiel „Meeresmuschel mit Fischen“, Spielplatz Pasteurstr.26, Berlin-Prenzlauer Berg
  • 1999 „Flying Colours“- Hängende Plastik für die Eingangshalle der Gemeinschaftsschule Rhen, Henstedt Ulzburg (Schleswig-Holstein), 1.Preis des eingeladenen Wettbewerbs

AUSSTELLUNGEN & AUSZEICHNUNGEN

  • 2018 „Entfaltet“ mit Ines Doleschal (Malerei), Galerie Friedman Projekte, Berlin-Prenzlauer Berg
  • 2016 „ExTRakt“ mit Ines Doleschal (Malerei), Anhaltischer Kunstverein Dessau
  • „Moving space“ mit Ines Doleschal (Malerei), „rk-Galerie für zeitgenössische Kunst“, Berlin-Lichtenberg
  •  2009 „Blickwechsel“ mit Linda Blüml (Malerei), Atelier „Remise“, Berlin-Prenzlauer Berg
  •  2008 Ausstellung im Architekturbüro der „Standortarchitekten“, Berlin-Prenzlauer Berg
  •  2006 Einzelausstellung „Subtile Kontakte“, Galerie Mutzenmacher, Berlin-Prenzlauer Berg
  • 1997 Performance „In between“, Tanzakademie Strasbourg
  • 2019   „André-Evard-Preis 2019“, Kunsthalle Messmer, Riegel am Kaiserstuhl
  •  Am 2. Mai 2020 hat die Künstlerin am Projekt „Geisterkunst“ des Berliner Kunstvereins L102.art teilgenommen und einen Tag lang eine begehbare Spirale aus Holzlatten gebaut. Die Fotos mit der „Tanz-Skulptur“ stammen von diesem live gestreamten Gallery Weekend.