Im Atelier von Bronislava von Podewils

von Künstlername

BRONISLAVA VON PODEWILS

„Man nähert sich langsam an und bemerkt das „Eigentliche“ erst im Rückblick. Ich werde selbst manchmal überrascht von der eigenen Arbeit und welche neuen Rätsel sie mir stellt. Die Idee, einer Skulptur, ist einfach – das Aushalten im Prozess ist schwierig: Da hilft nur Wellpappe flechten, Wellpappe flechten und weiter Wellpappe flechten. Jeden Tag muss man sich den Anfang und das Ende selbst setzen.“
Sie ist 1970 im süddeutschen Raum geboren und beschäftigte sich schon seit frühester Kindheit mit der Kunst, sowie Lebewesen und Pflanzen aus ihrer nächsten Umgebung. Später studierte sie in einem der Brennpunkte der Bildhauerei, an der Accademia di Belle Arti Carrara in Italien. Die Lehre von diszipliniertem Betrachten der Objekte in der Akademie, hat ihr ein feines Gespür für das Wesentliche verliehen.
Ähnlich wie René Sintenis, wählt sie ihre Sujets, das Tier, selbst aus. Sie betont, dass ihre künstlerische Motivation oftmals vom persönlichen Interesse an besonderen Eigenschaften geknüpft ist, wie der Platypus, oder der außergewöhnliche Ausdruck eines Lebewesens, das sich Ihr präsentiert.
Der italienische, frische und figürliche Stil lässt sich in den Plastiken der Künstlerin gut ablesen. Aus geometrischen Formen wächst ein unverkennbares lebendes Motiv, von dessen Körper Gliedmaße abgehen, welche das Objekt in Bewegung setzen. Die Haut der Wesen teils flächig, teils porig machen die Skulpturen fassbar und haptisch aufregend. Auf den zweiten Blick werden die tieferliegenden Schichten sichtbar und zeigen die Verletzlichkeit, die in jedem Lebewesen innewohnt.
Schicht um Schicht nähert man sich an und entdeckt das wundersame „Etwas“, das zwischen allem liegt. Die Arbeiten sind, zum Teil, mit fragmentarischen Schriftzügen bedruckt, es waren einmal Verpackungen, die ihrem Zweck nun entfremdet sind. Jene Fragmente verdeutlichen nochmals die Vergänglichkeit und fordern einen auf die Werke existenzialistisch zu befragen.

Wellpappe als Wegwerfartikel des Alltags, wie in der Pop Art, ist in den Werken von Bronislava von Podewils lebendig und unglaublich ästhetisch anzuschauen. Die Arbeiten sind im ursprünglichen Wortsinn Plastiken, denn sie bauen sich Schritt für Schritt auf und eine neue Gestalt entsteht aus dem Nichts. Diese Methode ist im Gegensatz zur Skulptur, wo aus einem schon existierenden Block eine Figur herausgehauen oder geschnitzt wird, gegensätzlich.
Einige Tiere sind so ausdrucksstark und verrückt dargestellt, wie zum Beispiel die lebensgroßen Krokodile, hier zeigt sich der von ihr verehrte Surrealismus in ihren Werken, der unsere „Wirklichkeit“ zu relativieren sucht.
Manche Titel weisen auch auf einen verspielten Humor in den Arbeiten hin, wie zum Beispiel „Hase im Hochzeitskleid“ aus dem Jahr 2021. Hier formen kleine halbrunden Ausschnitte aus Buchseiten ein Kleid für einen Hasen. Dieser ist aus einem Stück Fell gewickelt und hat Ohren und Füße aus Wellpappe, die ihn zu erkennen geben, in seinem Hochzeitskleid.
Man fragt sich warum die Bildhauerin so authentische Wesen formt, die der Wirklichkeit sehr nahe erscheinen. Sie selbst äußert sich dazu so: „Dies sind keine Elefanten, Krokodile und Giraffen, vielmehr höchst feine Skulpturen aus Wellpappe und Papier.“
Sie ist der Meinung, dass man den Menschen ebenso studieren und beobachten kann wie das Tier und dies zeigt sich deutlich an ihren Wesen. Warum muss man sich also wundern, dass die Plastiken uns ein Gefühl der Offenherzigkeit und des Respekts gegenüber dem Menschen vermitteln, sowie allen Lebewesen, und genau das ist es was die Künstlerin mit ihren Wesen versucht uns zusagen.

 M.A. Konstanze Potovski, Bonn

 

STATIONEN

  • 1997 – 2002: Studium der Bildhauerei an der „Accademia di Belle Arti di Carrara“, Italien, bei Prof. Guiseppe La Bruna und Prof. Franco Franchi
  • 2002: Diplom der Bildhauerei an der „Accademia di Belle Arti di Carrara“, Italien bei Prof. Franco Franchi und Prof. Valerio Rivosecchi
  • 2004 – 2006: Aufbaustudium und künstlerische Assistenz an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste, Karlsruhe bei  Prof. Stephan Balkenhol
  • Seit 2007:  eigenes Bildhaueratelier in Karlsruhe