CORNELIA BRADER
wurde 1974 in Memmingen geboren. Aufgewachsen ist sie auf dem Hof ihrer Eltern in Buxach bei Memmingen, und dorthin ist sie nach Lehr-, Studien- und Wanderjahren auch zurückgekehrt. Sie lebt mit ihrer Familie im ausgebauten Obergeschoss eines gut dreihundert Jahre alten Bauernhauses. Ihre Vorfahren kamen vor ziemlich genau 200 Jahren aus der Schweiz ins Allgäu, „Geschlecht Brader seit 1819“ steht auf einer blau umrahmten Fläche, die über der Haustür im Putz versenkt ist. Den Hof hat ihr älterer Bruder übernommen und auf Biogas umgestellt.
Deshalb wurde die ehemalige Milchkammer auf dem Hof frei, in der sich die Künstlerin vor Jahren schon ihr Bildhauer-Atelier eingerichtet hat. Als siebtes von acht Kindern hat sie sich schon früh gerne mal „zurückgezogen vom Familientrubel“, fand Ruhe und Kraft beim Malen und Zeichnen. Zur Holzschnitzerei kam sie an der Fachoberschule für Gestaltung in Augsburg, wo sie 1995 ihr Fachabitur machte. Ein Lehrer erkannte ihr Talent und machte sie auf die Fachschule für Holzbildhauer in Garmisch-Partenkirchen aufmerksam. Die Schule war im Umbruch, als Cornelia Brader 1996 ihre dreijährige Ausbildung zur Holzbildhauerin begann. Neue Lehrbeauftragte hätten sie weit für die freie Kunst geöffnet, erinnert sie sich.
Nach abgeschlossener Ausbildung gönnte sie sich Studienreisen unter anderem nach Irland, wo sie ihren Lebensgefährten Aidan, auch Vater ihrer zwei Töchter, und ihr späteres Diplomthema fand. Dann wechselte sie an die Bildhauerklasse der Hochschule für Kunst in Bremen. Sie arbeitete ein Zeit lang auch mit Bronze und Gips, letztlich aber blieb Holz das Material ihrer Wahl. „Bei der Arbeit mit Holz“, sagt sie, „sieht man gleich das Ergebnis und das gefällt mir.“
Cornelia Brader arbeitet gegenständlich. Das war, zumal in der freien Kunst, nicht immer en vogue: „Figürlich war fast schon verpönt“, sagt sie. Ihr Bremer Professor Bernd Altenstein hielt daran fest. Viele Holzbildhauer aus Süddeutschland, die figürlich arbeiten wollten, hätten sich deshalb bei ihm eingeschrieben, erinnert sich die Künstlerin.
Als Modell für ihre Skulpturen, die sie bei gutem Wetter auch gerne mal mit der Kettensäge unter freiem Himmel fertigt, dienen Fotografien von Mensch und Tier. Während des Studiums hat sie auch begonnen, Miniaturen von Badenden zu schnitzen. Die Idee war, sie an Strandurlauber zu verkaufen, sagt sie, allerdings sei das eher als Jux gedacht gewesen. Schlecht war der Gedanke trotzdem nicht. In Galerien verkaufen sich die Miniaturen gut.
„Große Leute“ und „Kleine Leute“ nennt Cornelia Brader diese beiden Themenstränge. Die Skulpturen idealisieren nicht, sondern zeigen alltägliche Persönlichkeiten mit sehr individuellen Zügen; sie sind gleichwohl „nicht superrealistisch“, sondern tragen Spuren der Bearbeitung, Materialfehler, Risse. „Die Proportionen müssen stimmen“, sagt sie, „da leg ich Wert drauf.“ Lindenholz mag sie, auch Pappel, weil es großporig und auch günstig ist; Eiche wählt sie für Skulpturen, die draußen stehen werden.
Manchmal, sagt Cornelia Brader, spreche das Material, dann könne sie an einem Stück Holz erkennen, was sich darin verberge. In der Regel aber verfolge sie ein Konzept, und dafür benötige sie möglichst fehlerfreies Holz: „Erst die Idee, dann die Kunst“.
Ihre Diplom-Idee ritt durch Dublin. Während ihres Studienaufenthaltes in der irischen Hauptstadt entdeckte sie die „traveller“, fahrendes Volk, das vom Pferdewagen herab zur Sesshaftigkeit gezwungen wurde. Ihre Ponys haben sie behalten, weshalb Kinder und Jugendliche zu Pferd zumindest damals ein alltäglicher Anblick waren. In ihren Großskulpturen mit dem Titel „Pony Kid“ setzt Cornelia Brader diesen Menschen ein Denkmal und gibt der traditionell etwas martialisch-militärisch auftretenden Gattung „Reiterstandbild“ einen Dreh in ein anderes Milieu und eine andere Kultur.
„Pony Kid“, befand ihr Bremer Professor Bernd Altenstein, sei ihr Durchbruch zu einer originären Thematik und eigenständigen skulpturalen Großform: nicht General oder Fürst, die Unterschicht zu Pferde.
Auch in der Ausstellung „LAUTER HELDEN“ in der Galerie Kunststücke wird Cornelia Brader u.a. einige Skulpturen mit Pferde-Motiv zeigen – als Vollfigur und in Form von Relief-Arbeiten, die sie mit einer ganz neuen Schnitztechnik angefertigt hat.
STATIONEN
- 1996-1999 Ausbildung zur Holzbildhauerin an der Fachschule für Holzbildhauer in Garmisch-Partenkirchen
- 1999-2000 Studienaufenthalt in Griechenland und Irland
- 2000-2006 Studium der Freien Kunst / Bildhauerei an der HfK Bremen, Diplom
- 2006-2007 Meisterschülerin bei Prof. Bernd Altenstein
- seit 2007 Atelier als freischaffende Künstlerin in Buxach, Memmingen
AUSZEICHNUNGEN
- 2018 Stadtmaler-Stipendium Gaildorf, Baden-Württemberg
- 2012 Publikumspreis der 63. Kunstausstellung im Rahmen der Allgäuer Festwoche Kempten
- 2007 3. Preis „Junge Kunst 69“, Kunstverein Heidelberg
- 2006 1. Preis für Skulptur der Landeskunstausstellung des BBK Niedersachsen
- 2006 Publikumspreis der Landeskunstausstellung des BBK Niedersachsens
- 2003 DAAD Stipendium für Bangkok
- 1999 Leonardo da Vinci Stipendium für Griechenland
ÖFFENTLICHE ANKÄUFE
- Stadt Hessisch Lichtenau
- Rundweg ARS NATURA, Barbarossaweg, Spangenberg
- Freibad, Gaildorf
- Kunstpromenade, Burhave, Butjadingen
- Sammlung Hurrle
- Stadt Memmingen
- Klinikum Memmingen